EYE LEARN hat das wesentliche Ziel, den Studierenden dabei zu helfen, ihr Clinical Reasoning zu verbessern und ihr Verständnis der eigenen Denkprozesse – auch Metakognition genannt – zu vertiefen. Dazu nutzt dieses innovative Instrument die Eye-Tracking-Technologie (Blickerfassung), um Videos aufzuzeichnen und dadurch zu erfassen, worauf die Studierenden bei der Umsetzung von Pflegeinterventionen ihren Blick richten.

Jean-Michel Vasse, Dozent an der HfG-FR und Leiter des Projekts EYE LEARN, unterstreicht die pädagogische Bedeutung dieses Werkzeugs: «Es geht nicht nur um Technologie, sondern vor allem um ein Mittel zur Förderung der Reflexion und Selbsteinschätzung der Studierenden.»

Der pädagogische Prozess mit EYE LEARN ist interaktiv und ansprechend. Er kommt bei den Simulationen in verschiedenen Modulen ergänzend zum Einsatz. Während der Übung trägt eine Studentin oder ein Student eine Eye-Tracking-Brille. Zur gleichen Zeit verfolgt die Lehrperson das Szenario von einem Regie-Raum aus und setzt im Video Marker. Im anschliessenden Debriefing wird die Leistung besprochen und analysiert. Hier bringt EYE LEARN eine zusätzliche Dimension ein: Die Studierenden müssen sich das durch die Brille aufgenommene Video ihrer Simulation in zeitlichem Abstand selbstständig anschauen. Danach nehmen sie mithilfe einer Reihe von Fragen eine Selbsteinschätzung vor, wodurch sie die über ihre Augenbewegungen erfassten Daten auswerten und ihre Beobachtungen mit jenen der Lehrperson vergleichen können. Dieses Vorgehen verbessert das Verständnis der kognitiven Mechanismen während einer Simulation.

Ein Pflegestudent fasst den Einfluss dieses Lehrmittels auf den Lernprozess zusammen: «Wenn man sich die Situation noch einmal aus der eigenen Perspektive anschaut, kommen wieder die gleichen Gedanken auf wie bei der Simulation. Das ist positiv, man kann über diese Gedanken nachdenken und herausfinden, was man in Zukunft verbessern kann.»

EYE LEARN wurde nach einem Projektaufruf des Dienstes zur Unterstützung der akademischen und pädagogischen Entwicklung der HES-SO initiiert und erhielt 2021 den Preis für pädagogische Innovationen. Das Projekt ist nicht auf den Gesundheitsbereich beschränkt. Ziel ist es, den Einsatz von Eye Tracking auf andere Bereiche – ob mit oder ohne Bezug zur Pflege – auszuweiten. Die Lernmethode kann auf andere Sektoren und Bereiche übertragen werden und eignet sich vor allem für solche, die hypothetisch-deduktives Denken erfordern und ein besseres Verständnis von Arbeitsmethoden anstreben.

Heds-eye-learn-equipe HEdS-FR — Rapport d'activité 2023
Von links nach rechts: Leonardo Angelini (Co-Leiter, HTA-FR), Jean-Michel Vasse (Projektleiter, HfG-FR), Alain Verdon (HfG-FR), Quentin Meteier (HTA-FR).