Für Sie war es das letzte Jahr an der Summer School …
Die jährliche Summer School für Doktorandinnen und Doktoranden der Pflege- und Hebammenwissenschaft bildet die Hauptaktivität der EANS. Letztere wurde gegründet, um einen Austausch und ein Gegengewicht als eigenständige Profession anzubieten. Mit der Aufnahme in die Summer School verpflichtet sich eine Doktorandin oder ein Doktorand, ein dreijähriges Programm zu absolvieren. Ich habe bereits an den Ausgaben 2021 und 2022 teilgenommen. Dies ist also mein drittes und letztes Jahr. Für Frank und Grégoire ist es das zweite bzw. das erste Jahr.

Auf welches Thema ist die Summer School ausgerichtet?
Ein Paradigma der EANS ist die Betrachtung der Pflege als komplexe Intervention. Den Grundstein der Summer School bildet das Framework for Developing and Evaluating Complex Interventions. Dieses Rahmenmodell bietet Unterstützung für die Entwicklung, Evaluation und Implementierung komplexer Interventionen im Gesundheitsbereich. Neben der Frage, ob eine Intervention wirksam ist, leitet dieses Framework dazu an, zu erforschen, inwiefern eine Intervention in der konkreten Praxis zu den erwünschten Ergebnissen führt, unter welchen Umständen eine Intervention wirksam ist oder inwiefern eine Intervention in der Praxis umsetzbar ist. Diese Aspekte werden im Rahmen von Kursen und Gruppenarbeiten untersucht, die zu konkreten Realisierungen führen, so zum Beispiel eine öffentliche Debatte im zweiten Jahr oder die Veröffentlichung von Postern im dritten Jahr. Zudem findet am Donnerstag ein öffentlicher Kongress mit anschliessendem Galadinner statt und unter der Woche werden gesellschaftliche Events organisiert. Das Programm ist intensiv, es sind keine Ferien, aber die Summer School erlaubt uns, Wissen und Kompetenzen zu verschiedenen Forschungsmethoden zu erwerben, mit denen wir komplexe pflegerische Interventionen entwickeln, testen, evaluieren und implementieren können. Das Wissen, die Kompetenzen und das unterstützende Netzwerk, auf das wir dank der EANS zugreifen können, ist äusserst hilfreich für die Entwicklung und Durchführung eines Doktoratsprojekts.

Was bringt Ihnen das konkret?
Es ist sehr bereichernd, mit so vielen Personen mit unterschiedlichem Hintergrund zusammenzuarbeiten. Über alle drei Jahre hinweg waren rund 30 Nationalitäten vertreten. Dank der horizontalen Hierarchie sind die Professorinnen und Professoren sehr zugänglich und der Austausch sehr intensiv. Wir bleiben jedes Jahr mit den gleichen Kolleginnen und Kollegen zusammen. Ausserdem bleibt der Austausch auch über die Summer School hinaus erhalten. In unserer Klasse zum Beispiel nehmen wir regelmässig Kontakt zueinander auf, um Fragen zu stellen, uns gegenseitig zu unterstützen oder über den Stand unserer Forschungsprojekte zu informieren. Diese Kooperationen mit Forschenden aus Europa sind auf persönlicher Ebene, aber auch für die HfG-FR von entscheidender Bedeutung. Da die europäischen Universitäten jedes Jahr nur eine kleine Anzahl Doktorandinnen und Doktoranden im Bereich der Pflege ausbilden, ist die Summer School der EANS eine einzigartige Gelegenheit, durch Vorlesungen und Austausch mit führenden Pflegeforschenden aus ganz Europa unsere Forschungskompetenzen weiterzuentwickeln. Zudem bietet sie die Möglichkeit, Forschungskooperationen mit anderen europäischen Forscherinnen und Forschern aufzubauen. Dieser Austausch ist unabdingbar, um die Wissenschaft der Pflege stetig weiterzuentwickeln, erworbenes Wissen weiterzugeben und sich kritisch mit Methoden und Inhalten auseinanderzusetzen.

Würden Sie diese Erfahrung weiterempfehlen?
Ja, und das habe ich bei meinen Kolleginnen und Kollegen auch schon gemacht. Wir hatten das Glück, grünes Licht von der HfG-FR zu erhalten und an der EANS aufgenommen zu werden. Es ist wirklich eine einzigartige Erfahrung. Mein Rat wäre, so früh wie möglich während des Doktorats teilzunehmen, um den grösstmöglichen Nutzen aus den genannten Vorteilen zu ziehen. Ich habe nur Menschen kennengelernt, die sich für die Forschung begeistern, die sich freuen, gemeinsam voranzukommen. Im Jahr 2024 werde ich für die 25. Ausgabe nach Turin reisen. Dieses Mal aber nur für die Teilnahme am öffentlichen Kongress. Ich werde auch die Gelegenheit nutzen, um meine Klassenkameradinnen und -kameraden wiederzusehen und die gute Zusammenarbeit aus unserer gemeinsamen Zeit an der Summer School zu pflegen.