VIESI – Auseinandersetzung mit Gewalterfahrungen von Studierenden der Pflege während ihrer Praktika

Mehrere internationale Studien zeigen, dass Studierende der Pflege häufig verbale oder physische Gewalt durch Patientinnen und Patienten oder deren Angehörige erfahren, und darüber hinaus auch interner Gewalt durch Fachleute wie Supervisoren, Pflegefachkräfte oder andere Gesundheitsfachleute ausgesetzt sind. Betroffene melden Gewalterfahrungen oft nicht, weil sie befürchten, ihr Praktikum zu gefährden. Solche Erfahrungen können für die Studierenden ernsthafte Folgen haben – von intensiven emotionalen Belastungen bis hin zu gesundheitlichen Problemen. Zudem können sie ihre Leistung in der Praxis und im Studium erheblich beeinträchtigen, im schlimmsten Fall mit dem Risiko eines Ausbildungsabbruchs.
Für die Westschweiz existieren keine Daten zu dieser Problematik. Die über 24 Monate angelegte Studie mit dem Titel «Le vécu de Violence des Étudiant·es Bachelor en Soins Infirmiers durant leurs stages: une étude mixte (VIESI)» will diese Lücke schliessen, indem sie eine Bestandesaufnahme macht und relevante und geeignete Verbesserungsvorschläge unterbreitet. In einer ersten Phase mit quantitativem Ansatz wurden mithilfe einer Befragung das Ausmass, die Art und die Folgen der Gewalterfahrungen von Studierenden während ihrer Praktika erfasst. Anschliessend erarbeitete eine Gruppe von Expertinnen und Experten aus dem klinischen und akademischen Umfeld Massnahmen, um Gewalt wirksamer vorzubeugen und Pflegestudierende besser zu unterstützen. Derzeit läuft die qualitative Phase mit Interviews und Fokusgruppen. Sie dient dazu, schliesslich die Ergebnisse der Befragung zu erläutern. Ziel der Studie ist es, das Wohlbefinden von Studierenden der Pflege zu verbessern, ihre Betreuung während der Praktika und der theoretischen Ausbildung zu optimieren und eine Reflexion über die Prozesse in den Praxisausbildungsperioden anzustossen.