Geschichtscafé – ein Rückblick auf 110 Jahre Geschichte

Ein 110-jähriges Jubiläum gibt auch Anlass, in die Geschichte einzutauchen. Und wer könnte den reichen Werdegang der Hochschule für Gesundheit Freiburg (HfG-FR) besser umreissen als Michel Nadot, Professor für Geschichte und Epistemologie der Pflege?

Am 14. November 2023 trafen sich über 40 Personen am Standort Mozaïk zu einem Geschichtscafé, um mehr über den aussergewöhnlichen Kontext zu erfahren, der zur Gründung der Krankenpflegeschule Freiburg durch den Staatsrat Georges Python im Jahr 1902 führte. Der Vortrag von Michel Nadot beleuchtete die Geschichte dieser Institution und richtete dabei den Fokus auf ihre Besonderheiten und die Herausforderungen, die es zu Beginn zu meistern galt. Dem Professor gelang das Kunststück, in 40 Minuten die Strategien und Entscheide zur Gründung der Hochschule zusammenzufassen.

Die Initiative von Staatsrat Georges Python mitten in der Zeit der Säkularisierung in Frankreich und der Trennung von Kirche und Staat war revolutionär. Er gründete eine laizistische Krankenpflegeschule, und dies zu einer Zeit, als sich Universitätsspitäler entwickelten und in einem Kontext, indem religiöse Institutionen die Ausbildung dominierten.

«Am 7. Februar 1912 realisierte G. Python plötzlich, dass er eine laizistische Schule unter der Leitung von Schwestern präsidieren wird – eine Premiere!»

Michel Nadot

Am 27. Oktober 1913 informierte eine unauffällige Anzeige in der Zeitung La Liberté die Freiburger Bevölkerung über die Aufnahme des Theorieunterrichts an der neuen Krankenpflegeschule zwei Tage später. Die ersten in Freiburg ausgebildeten Krankenpflegerinnen erhielten ihr Diplom im Juli 1914.

Die vorherrschenden Werte der Schulleitung waren Sozialkatholizismus, christlicher Feminismus, Mädchenbildung und Schutz junger Mädchen. Trotz der christlichen Prägung der Direktion brachte die Schule die bestehende Ordnung durcheinander, indem sie nach und nach die Nonnen durch laizistische Krankenpflegerinnen ersetzte. Dies erschütterte nicht nur die Pflegelandschaft der damaligen Zeit, sondern markierte auch die Entwicklung der Ausbildung in der Schweiz, die bis dahin in der Regel über private Initiativen erfolgte.

Der Rückblick am Geschichtscafé unterstrich die historische Bedeutung der Schule in der Pflegeausbildung sowie ihren tiefgreifenden Einfluss auf die Schweizer Gesellschaft.